Die Selbstversuche von Alexander von Humboldt zur animalischen Elektrizität veranschaulichen am Beispiel einer für die Physiologie zentralen Versuchsanordnung (das Reiz-Erregungs-Experiment) die kategoriale Scheidung zwischen Beobachtung und Experiment: Humboldts Versuche sind einerseits dem Ansatz einer getreuen Natur- und Selbstbeobachtung verpflichtet, andererseits übernimmt der Experimentator die Funktion eines lebendigen Galvanometers. Dieses historische Beispiel ist in vielerlei Hinsicht geeignet, die Grundbegriffe moderner Evidenzstrategien (Beobachtung, Versuch, Beleg, Auslegung, Darstellung) in ihrer jeweiligen Bedeutung zu erläutern.

Humboldts Versuche
- veranschaulichen die Trennung einer experimentellen Versuchsanordnung in Subjekt (Versuchsleiter) und Objekt (Versuchsgegenstand),
- zeigen den Unterschied zwischen Experiment und (Selbst-) Beobachtung auf,
- formulieren zentrale Kriterien für ein modernes Verständnis wissenschaftlicher Objektivität,
- verhandeln im Experiment die entscheidende Differenz zwischen einem physikalischen und einem vitalistischen Erklärungsansatz in Abhängigkeit der eingesetzten Versuchsmethode.