1. Ziel und Inhalt des Wahlpflichtmoduls.
Wir lernen die wichtigsten Herausforderungen und Hilfsmaßnahmen in Humanitären Krisen wie militärischen Konflikten, Naturkatastrophen, Epidemien u.a.) kennen. Erfahrene Einsatzkräfte und Fachleute werden individualmedizinische und bevölkerungsbezogene Aspekte dieser Arbeit darstellen: Typische Erkrankungen, Verletzungen, Diagnostik und Therapie, Maßnahmen bei Massenanfall von Verletzten, Katastrophenmedizin, Rapid Health Assessments, epidemiologische Ausbruchsuntersuchung, Impfkampagnen und vieles mehr werden demonstriert und in Simulationen und Case-Scenarios angewendet. Die Studierenden sollen Anwendung, Möglichkeiten und Grenzen wissenschaftlicher Methodik und Evidenz im Kontext akuter und chronischer Notlagen verstehen lernen. Darüber hinaus sollen die Studierenden die ethischen und politischen Zusammenhänge dieser medizinischen Herausforderungen und die ärztliche Rolle und Aufgaben dabei diskutieren - mit PraktikerInnen aus Wissenschaft, humanitärer Hilfe, Politik, Diplomatischem Dienst.

2. Struktur und Inhalt des Wahlpflichtmoduls
In Woche 1 werden erfahrene Einsatzkräfte und WissenschaftlerInnen aus Einsätzen berichten und inhaltliche Grundlagen unterrichten. Neben medizinischen Aspekten aus Humanitären Krisen und Entwicklungszusammenarbeit sollen insbesondere auch epidemiologische und Public-Health-bezogene Fragen und Methoden beleuchtet werden. Die medizinische Versorgung in Kriegen und anderen Katastrophensituationen auf Grundlage evidenz-basierter Hilfsmaßnahmen steht hierbei im Zentrum der unterschiedlichen Vorlesungen und Praktika. Es wird dabei ebenso um praktische Projektplanung wie um epidemiologische Methoden zur Einschätzung der Notlage gehen (Health Assessment, Ernährungssurveys, Feldepidemiologie u.a.) Wir werden Koordination und Umsetzung Humanitärer Interventionen im Austausch mit Hauptakteuren kennenlernen: NGOs, UN-Organisationen, Militär und es wird auch um politische/völkerrechtliche Aspekte mit Gesundheitsbezug gehen. Motto: Wir wollen z.B. von Ebola nicht nur hören, sondern selbst im Vollschutz üben und therapeutische Ernährung nicht nur besprechen, sondern auch selbst probieren.

Woche 2 und 3: Exkursionen, Referate, Case-Scenarios/Simulationsübungen: Bei Begegnungen mit im humanitären Umfeld erfahrenen Profis von NGOs, aus Politik/diplomatischem Dienst, Militär, Gesundheitsbehörden u.a. werden politische und ethische Hintergründe, Ziele und Vorgehensweise diskutiert. Wir werden uns gemeinsam Kenntnisse erarbeiten und ausprobieren. Außerdem werden wir bei Besuchen „am Rande und im Zentrum des Geschehens“ praktische Methoden und Erfahrungen erwerben: U.a. geplant und mit Partnerorganisationen bereits gebahnt sind Besuche im Berliner Hauptquartier von Ärzte ohne Grenzen e.V. sowie im Logistikzentrum des Deutschen Roten Kreuz am BER, bei CADUS e.V., bei der WHO, im RKI, Bundestag und Auswärtigen Amt um verschiedene Perspektiven auf die Herausforderungen in der internationalen Zusammenarbeit, in der Nothilfe in Konflikten im post-kolonialen Globalen Süden u.a. so direkt wie möglich zu erfahren.
Geplant sind 1-3 Exkursionen pro Studierendem/r in Kleingruppen, es besteht also die Möglichkeit einzelne Bereiche aus der Breite der ersten Woche zu vertiefen. Zu den Exkursionen gehören themenbezogene Referate/Plakate oder vergleichbare Präsentationen, die erstellt werden müssen und in die Abschlussbewertung einfließen. Die Art der Präsentation kann von den Studierenden frei gewählt werden, auch Lernvideos / Kurzfilme / Podcasts sind möglich. Die einzige Voraussetzung ist, dass die jeweilige Präsentation in der Kurswoche 3 im Plenum vor den anderen Studierenden präsentiert werden kann.

Neben theoretischen Kenntnissen aus allen genannten Bereichen werden im Rahmen von Fallszenarien und praktischen Simulationen auch Fertigkeiten vertieft und angewendet – z.B. Entwicklung eines Projektplans, eines einfachen Studienprotokolls für ein Survey (Ernährungs-, Gesundheits-, Impfstatus, epidemiologische Methoden u.ä.). Siehe dazu auch Stundenplanentwurf.

3. Lernspirale
Das Wahlpflichtmodul „Daten für Taten/Humanitäre Hilfe“ ermöglicht den Studierenden, ihr bereits vorher erworbenes Wissen insbesondere der Module 6 (Gesundheit & Gesellschaft), 7/23 (Wissenschaftliches Arbeiten I/II) und 18 (Infektion als Krankheitsmodell) für den Bereich bevölkerungsbezogener Nothilfe (Public Health Emergencies) praktisch anzuwenden und kritisch zu hinterfragen.
Das Zusammenspiel aus Public Health, Epidemiologie und Infektionsmedizin soll nicht nur theoretisch, sondern auch praktisch bearbeitet werden. Es soll deutlich werden, dass auch im Kontext Humanitärer Krisen Teamwork und interdisziplinäre Zusammenarbeit keine Worthülsen sein dürfen, sondern unterschiedliche Kompetenzen zu einem gemeinsamen Erfolg führen können. Gleichzeitig werden dabei auch Grenzen des Möglichen / Finanzierbaren / Medizinischen / Ethischen besonders sichtbar. Die Studierenden sollen die Möglichkeit bekommen, verschiedene Perspektiven im Kontext akuter und chronischer Notlagen einzunehmen und sich intensiver mit konkreten Fragestellungen ihrer Wahl unter der Anwendung wissenschaftlicher Methodik beschäftigen. Außerdem können sie spannende medizinische Berufsbilder auch jenseits der unmittelbar klinischen Tätigkeit kennenlernen und ethische wie politische Fragen mit Gesundheitsbezug diskutieren.